2004-01-26 - 21:21 - Du sollst im Dunkeln nicht allein ...

Was soll mir das sagen, wenn eine renommierte Zeitung �ber einen Krimi schreibt: "Don't read this alone. Don't read this after dark. But do read it." Genau, leicht zu erschreckende Menschen wie ich sollten im Dunkeln die Finger von dem Buch lassen, sofern sie nachts nicht neben jemandem im Bett liegen, der etwas mehr realit�tsverhaftet ist als sie selbst.

Und was mache ich? Genau, ich halte die Zeilen f�r nette Werbung, kuschle mich in eine Decke, schnappe mir besagtes Buch und vergesse alles um mich herum. Etwa drei Stunden sp�ter tauche ich wieder auf aus einer blutigen amerikanischen Kleinstadt, bereits leicht paranoid, und mu� zugeben, da� der Krimi tats�chlich verdammt spannend ist. Und da� ich ihn vielleicht besser nicht gerade jetzt gelesen h�tte, so allein in meiner Wohnung, die Nachbarn im Urlaub, mit einem Hund, der nicht unbedingt ein hei�er Anw�rter auf die Wachhundtauglichkeitsmedaille ist ...

Aber was soll's. Ich kann die T�r zuschlie�en und mich mit einem Nachtlicht im Schlafzimmer verschanzen (was ich leider nicht kann, ist meine bl�hende Phantasie abstellen) und mich morgen wieder wie ein ganz normaler, erwachsener Mensch verhalten. Der Haken an dem Plan ist nur, da� der Hund unbedingt noch mal vor die T�r will und mich verst�ndnislos anblickt als ich ihn bitte, doch in die Dusche zu pinkeln. Er will unbedingt raus. Raus in die feindliche Nacht, in der hinter jedem Busch ein Serienm�rder lauert.

Na gut, dann gibt's eben 15 Minuten "grown-up time", in denen ich die Serienm�rder in den amerikanischen Kleinst�dten lasse und souver�n mit dem Hund um den Block schlendere - ohne mich bei jedem Knacken hektisch umzudrehen. Und das obwohl es hier viele dunkle Villen mit hohen Hecken drumherum gibt, in denen st�ndig etwas raschelt.

Aber man ist ja erwachsen. Und dieses Konzept hatte ich dann so gut verinnerlicht, da� ich nur kurz z�gerte, als der Hund auf dem R�ckweg wenige Meter vor meiner Haust�r stehen blieb und leise knurrte. Er knurrte in die Dunkelheit hinein, die in den paar Quadratmetern zwischen zwei H�usern herrscht, wo die M�lltonnen untergebracht sind. Dort gibt es zwar Licht, aber das wird von einem Bewegungsmelder gesteuert und springt erst an, wenn man schon an den M�lltonnen ist.

Ich beugte mich mit jenem leicht �berheblichen L�cheln zum Hund, das kleinen Kindern und niedlichen Tieren vorbehalten ist, streichelte ihn beruhigend und murmelte: "Komm weiter, da ist nichts." Doch der Hund blieb stehen und zitterte vor Anspannung. Also glaubte ich dank meiner neugewonnenen, unglaublich erwachsenen Souver�nit�t dem Hund beweisen zu m�ssen, da� sich dort tats�chlich nichts au�er stinkenden Tonnen in der Dunkelheit verbarg.

Ich machte ein paar Schritte in den dunklen Spalt zwischen den Hausw�nden, der Hund knurrte noch viel lauter, das Licht ging an, ein Schatten sprang zwischen den Tonnen hervor und rannte mich um. Der Hund bellte wie verr�ckt, ich schrie und sah meine tolle Selbstbeherrschung mit dem Schatten auf Nimmerwiedersehen verschwinden.

Fest davon �berzeugt, mindestens zwei konkurrierende Axtm�rder auf meiner Spur zu haben, zerrte ich den hysterischen Hund ins Haus, schlo� die T�r ab, legte die Kette vor, schnappte mir das gr��te K�chenmesser und versteckte mich im Schlafzimmer. In einem letzten Winkel meines von Krimilekt�re und n�chtlichem Schock lahmgelegten Gehirns war mir klar, da� es �bertrieben w�re, deshalb die Polizei zu rufen. Und so verbrachte ich den Rest der Nacht mit voller Beleuchtung und sehr unruhigem Schlaf.

Heute erz�hlte mir dann meine stets hervorragend informierte Nachbarin, da� jemand verschiedene Kammern auf dem Dachboden aufgebrochen und seine Beute in den Winkel mit den M�lltonnen geschleppt hatte. Am Morgen fand der Hausmeister dort die noch nicht abtransportierten Sachen. Irgend etwas m�sse den Dieb wohl verscheucht haben.

Na toll, kein blutr�nstiger Serienm�rder, aber immerhin ein Einbrecher. Und bestimmt haben die Albert DeSalvos dieser Welt auch alle mal klein angefangen. M�chte heute ganz zuf�llig jemand die n�chtliche Hunderunde �bernehmen?

12 Zwischenrufe

Prev, Next

Schon gelesen?

2004-03-11 - Umzug!

2004-03-09 - Wenn man sie nur lie�e ...

2004-03-08 - C.

2004-03-05 - Brot, so oder so

2004-03-04 - Aus die Maus

hosted by DiaryLand.com

Du sollst im Dunkeln nicht allein ... 2004-01-26 21:21 Was soll mir das sagen, wenn eine renommierte Zeitung �ber einen Krimi schreibt: "Don't read this alone. Don't read this after dark. But do read it." Genau, leicht zu erschreckende Menschen wie ich sollten im Dunkeln die Finger von dem Buch lassen, sofern sie nachts nicht neben jemandem im Bett liegen, der etwas mehr realit�tsverhaftet ist als sie selbst.

Und was mache ich? Genau, ich halte die Zeilen f�r nette Werbung, kuschle mich in eine Decke, schnappe mir besagtes Buch und vergesse alles um mich herum. Etwa drei Stunden sp�ter tauche ich wieder auf aus einer blutigen amerikanischen Kleinstadt, bereits leicht paranoid, und mu� zugeben, da� der Krimi tats�chlich verdammt spannend ist. Und da� ich ihn vielleicht besser nicht gerade jetzt gelesen h�tte, so allein in meiner Wohnung, die Nachbarn im Urlaub, mit einem Hund, der nicht unbedingt ein hei�er Anw�rter auf die Wachhundtauglichkeitsmedaille ist ...

Aber was soll's. Ich kann die T�r zuschlie�en und mich mit einem Nachtlicht im Schlafzimmer verschanzen (was ich leider nicht kann, ist meine bl�hende Phantasie abstellen) und mich morgen wieder wie ein ganz normaler, erwachsener Mensch verhalten. Der Haken an dem Plan ist nur, da� der Hund unbedingt noch mal vor die T�r will und mich verst�ndnislos anblickt als ich ihn bitte, doch in die Dusche zu pinkeln. Er will unbedingt raus. Raus in die feindliche Nacht, in der hinter jedem Busch ein Serienm�rder lauert.

Na gut, dann gibt's eben 15 Minuten "grown-up time", in denen ich die Serienm�rder in den amerikanischen Kleinst�dten lasse und souver�n mit dem Hund um den Block schlendere - ohne mich bei jedem Knacken hektisch umzudrehen. Und das obwohl es hier viele dunkle Villen mit hohen Hecken drumherum gibt, in denen st�ndig etwas raschelt.

Aber man ist ja erwachsen. Und dieses Konzept hatte ich dann so gut verinnerlicht, da� ich nur kurz z�gerte, als der Hund auf dem R�ckweg wenige Meter vor meiner Haust�r stehen blieb und leise knurrte. Er knurrte in die Dunkelheit hinein, die in den paar Quadratmetern zwischen zwei H�usern herrscht, wo die M�lltonnen untergebracht sind. Dort gibt es zwar Licht, aber das wird von einem Bewegungsmelder gesteuert und springt erst an, wenn man schon an den M�lltonnen ist.

Ich beugte mich mit jenem leicht �berheblichen L�cheln zum Hund, das kleinen Kindern und niedlichen Tieren vorbehalten ist, streichelte ihn beruhigend und murmelte: "Komm weiter, da ist nichts." Doch der Hund blieb stehen und zitterte vor Anspannung. Also glaubte ich dank meiner neugewonnenen, unglaublich erwachsenen Souver�nit�t dem Hund beweisen zu m�ssen, da� sich dort tats�chlich nichts au�er stinkenden Tonnen in der Dunkelheit verbarg.

Ich machte ein paar Schritte in den dunklen Spalt zwischen den Hausw�nden, der Hund knurrte noch viel lauter, das Licht ging an, ein Schatten sprang zwischen den Tonnen hervor und rannte mich um. Der Hund bellte wie verr�ckt, ich schrie und sah meine tolle Selbstbeherrschung mit dem Schatten auf Nimmerwiedersehen verschwinden.

Fest davon �berzeugt, mindestens zwei konkurrierende Axtm�rder auf meiner Spur zu haben, zerrte ich den hysterischen Hund ins Haus, schlo� die T�r ab, legte die Kette vor, schnappte mir das gr��te K�chenmesser und versteckte mich im Schlafzimmer. In einem letzten Winkel meines von Krimilekt�re und n�chtlichem Schock lahmgelegten Gehirns war mir klar, da� es �bertrieben w�re, deshalb die Polizei zu rufen. Und so verbrachte ich den Rest der Nacht mit voller Beleuchtung und sehr unruhigem Schlaf.

Heute erz�hlte mir dann meine stets hervorragend informierte Nachbarin, da� jemand verschiedene Kammern auf dem Dachboden aufgebrochen und seine Beute in den Winkel mit den M�lltonnen geschleppt hatte. Am Morgen fand der Hausmeister dort die noch nicht abtransportierten Sachen. Irgend etwas m�sse den Dieb wohl verscheucht haben.

Na toll, kein blutr�nstiger Serienm�rder, aber immerhin ein Einbrecher. Und bestimmt haben die Albert DeSalvos dieser Welt auch alle mal klein angefangen. M�chte heute ganz zuf�llig jemand die n�chtliche Hunderunde �bernehmen?

Kerstin - 2004-01-26 16:21:50
W.O.W. Du scheinst Geschichten anzuziehen wie ein Magnet. :) Lyssa, dein Leben ist selbst wie ein Roman, ein ziemlich interessanter, glaub ich. Aber w�rde ein solcher Roman auf dem Markt erscheinen, w�rde man glauben, dass er wahr ist? Hmmmm, ich wei� nich ... Ich glaub dir trotzdem. :) (Wieso auch immer. *g*) Dieses Sich-Selbst-Versuchen-die-Angst-auszureden kenn ich auch zu gut. Da lief ich doch nur mit einem Stadtplan einer Freundin bewaffnet am sp�ten Samstagabend durch eine dunkle Gasse in Trier und zitterte vor Angst und sagte mir permanent den Satz: "In Trier gibt es keine Kriminalit�t" - als dieser schwarzgekleidete Mann auf mich zust�rzt, mir einen geh�rigen Schreck versetzt, aber dann fragt: "Haben Sie einen Mann gesehen, der eine Frau schl�gt? Wir suchen jemand!" Es stellte sich kurz danach heraus, dass ich in ein kleines Polizeiaufgebot gestolpert war; tja, von wegen dass in Hamburg keine Serienm�rder (ja, auch wenn die sich als Einbrecher tarnen *g*) rumlaufen und dass es in Trier keine Kriminalit�t gibt. Als souver�ne erwachsene Person sollte man vielleicht doch endlich mal Vernunft annehmen ... *lol* Lass dich nicht kidnappen! VLG Kerstin :)
-------------------------------
W.O.W. Du scheinst Geschichten anzuziehen wie ein Magnet. :) Lyssa, dein Leben ist selbst wie ein Roman, ein ziemlich interessanter, glaub ich. Aber w�rde ein solcher Roman auf dem Markt erscheinen, w�rde man glauben, dass er wahr ist? Hmmmm, ich wei� nich ... Ich glaub dir trotzdem. :) (Wieso auch immer. *g*) Dieses Sich-Selbst-Versuchen-die-Angst-auszureden kenn ich auch zu gut. Da lief ich doch nur mit einem Stadtplan einer Freundin bewaffnet am sp�ten Samstagabend durch eine dunkle Gasse in Trier und zitterte vor Angst und sagte mir permanent den Satz: "In Trier gibt es keine Kriminalit�t" - als dieser schwarzgekleidete Mann auf mich zust�rzt, mir einen geh�rigen Schreck versetzt, aber dann fragt: "Haben Sie einen Mann gesehen, der eine Frau schl�gt? Wir suchen jemand!" Es stellte sich kurz danach heraus, dass ich in ein kleines Polizeiaufgebot gestolpert war; tja, von wegen dass in Hamburg keine Serienm�rder (ja, auch wenn die sich als Einbrecher tarnen *g*) rumlaufen und dass es in Trier keine Kriminalit�t gibt. Als souver�ne erwachsene Person sollte man vielleicht doch endlich mal Vernunft annehmen ... *lol* Lass dich nicht kidnappen! VLG Kerstin :) Martin - 2004-01-26 17:08:45
Hallo Lyssa, mich w�rde mal interessieren, wie das Buch hie�.
-------------------------------
Hallo Lyssa, mich w�rde mal interessieren, wie das Buch hie�. Don - 2004-01-26 19:05:31
Der Hund hat was gemacht???? Geknurrt???
-------------------------------
Der Hund hat was gemacht???? Geknurrt??? Lyssa - 2004-01-26 19:31:20
Jawohl, geknurrt! Und guck nicht so ungl�ubig, Dahlmann. Der Hund offenbart ungeahnte Heldenqualit�t.
-------------------------------
Jawohl, geknurrt! Und guck nicht so ungl�ubig, Dahlmann. Der Hund offenbart ungeahnte Heldenqualit�t. Jeremin - 2004-01-27 03:45:54
Nuja, Mi� Marple hat auch mal...�h...jung angefangen. W�re doch ein nettes Romanprojekt, oder? Arbeitstitel: Young Mi� murderers? Oder m�chtest Du vielleicht eine Personenschutz-Agentur aufmachen? Mit Flederwuff als Wappentier? Der Hund, der Garfield in die Flucht schlug...;-)
-------------------------------
Nuja, Mi� Marple hat auch mal...�h...jung angefangen. W�re doch ein nettes Romanprojekt, oder? Arbeitstitel: Young Mi� murderers? Oder m�chtest Du vielleicht eine Personenschutz-Agentur aufmachen? Mit Flederwuff als Wappentier? Der Hund, der Garfield in die Flucht schlug...;-) Mel - 2004-01-27 03:54:38
Kleine Hunde => gro�es Herz! Und btw, ich w�re nicht mehr rausgegangen, zumindest nicht ohne meinen praktischen Kinderbaseballschl�ger...
-------------------------------
Kleine Hunde => gro�es Herz! Und btw, ich w�re nicht mehr rausgegangen, zumindest nicht ohne meinen praktischen Kinderbaseballschl�ger... Thomas - 2004-01-27 04:20:01
Gib's zu: Du hast dir einen Leatherman herbeigew�nscht...
So einen grossen, starken, muskul�sen, grimmig dreinschauenden :-)
-------------------------------
Gib's zu: Du hast dir einen Leatherman herbeigew�nscht...
So einen grossen, starken, muskul�sen, grimmig dreinschauenden :-)
ndema - 2004-01-27 10:33:35
.. und was ist dir lieber .. ein einbrecher des nachts oder eine frau die ihr maedchen vermisst ? fuer meinen teil finde ich den einbrecher erschreckend .. allerdings erschreckte mich die DAeMEliche weit mehr ...
-------------------------------
.. und was ist dir lieber .. ein einbrecher des nachts oder eine frau die ihr maedchen vermisst ? fuer meinen teil finde ich den einbrecher erschreckend .. allerdings erschreckte mich die DAeMEliche weit mehr ... Michael - 2004-01-27 13:22:14
Das Buch! Wie heisst das Buch??
-------------------------------
Das Buch! Wie heisst das Buch?? Lyssa - 2004-01-27 13:56:35
@Kerstin: Darf ich Dir als Zeugin meine anderen Nachbarn vorbeischicken, die sich am n�chsten Tag beschwerten, jemand w�rde laut schreiend bei den M�lltonnen rumpoltern? Immer diese Besoffenen ;-)
@Michael: Issjaschongut. Das Buch hei�t "Blindsighted" von einer DAme, die passenderweise Slaughter hei�t mit Nachnamen (Karen). Ganz �hnliches stand aber auch v�llig zurecht auf Patricia Cornwells "Black Notice" und "The Last Precinct".
-------------------------------
@Kerstin: Darf ich Dir als Zeugin meine anderen Nachbarn vorbeischicken, die sich am n�chsten Tag beschwerten, jemand w�rde laut schreiend bei den M�lltonnen rumpoltern? Immer diese Besoffenen ;-)
@Michael: Issjaschongut. Das Buch hei�t "Blindsighted" von einer DAme, die passenderweise Slaughter hei�t mit Nachnamen (Karen). Ganz �hnliches stand aber auch v�llig zurecht auf Patricia Cornwells "Black Notice" und "The Last Precinct".
Scott - 2004-01-27 17:21:55
Das Buch ist etwas f�r uns... meine Frau sammelt n�mlich weibliche amerikanische Krimis (i.e. von Autorinnen mit Heldinnen). Aber bitte ohne Live-Erlebnis.
-------------------------------
Das Buch ist etwas f�r uns... meine Frau sammelt n�mlich weibliche amerikanische Krimis (i.e. von Autorinnen mit Heldinnen). Aber bitte ohne Live-Erlebnis. Lyssa - 2004-01-27 18:37:09
Sag bescheid, falls Ihr noch Tips braucht. Meine Regale sind voll damit.
-------------------------------
Sag bescheid, falls Ihr noch Tips braucht. Meine Regale sind voll damit.